Geistlicher Impuls

„Wenn bei euch ein Fremder in eurem Land lebt …“
3. Mose 19, 33
Haben Sie sie schon einmal entdeckt? Sie liegen irgendwo am Strand, an einem Café oder auch an unseren Kirchen. Unscheinbar, klein, hübsch bemalt. Auf der Rückseite findet man einen Hinweis, dass man sie fotografieren könne, das Foto im Internet teilen und den Stein an einen neuen Ort ablegen. Die Sachsen-Steine wandern durch das Land. Der Blumen- stein lag vor der Kirche in Rohrbach. Später sah ich ihn vor der Kirchentür in Klinga. Er wandert durch unseren Bereich und lädt uns alle dazu ein, das ebenfalls zu tun. Wenn wir diesen Spuren folgen, merken wir vielleicht, wie nah wir uns sind – und wie fremd. Oft genug wurde mir in den letzten Wochen und Monaten gesagt: In … war ich noch nie. Oder man fragt nach dem Gottesdienst: Wer war denn das? Den / die habe ich ja noch nie hier gesehen. Wir sind Gäste, ein wenig fremd in unserem eigenen Bereich.
Fremd zu sein ist immer auch verwirrend. Man weiß nicht, wo etwas liegt, sucht vielleicht verzweifelt eine Toilette, kann auf Fragen nach dem Weg keine Antwort geben. Fremd zu sein ist ein Gefühl, das viele gern vermeiden. Die Unsicherheit ist unangenehm.
Je älter man wird, desto seltener erlebt man etwas zum ersten Mal. Kinder und Jugendliche kommen gar nicht darum herum, sich Neuem zustellen. Im Urlaub ist das Neue ein Abenteuer. Das mögen auch die meisten Erwachsenen. Aber zu Hause? Sollte es da nicht so bleiben, wie es war? Dort fühlt man sich sicher, kann mitbestimmen, kennt sich aus. Es verleiht eine gewisse Macht, nicht fremd zu sein, die Abläufe zu ken- nen, die Wege zu wissen. Diese wenn auch vielleicht nur kleine Macht kann man durchaus nutzen – und vielleicht auch ausnutzen.
Es ist nur natürlich, dass wir uns da- vor schützen, die Tür zuzumachen, im Eigenen und Vertrauten bleiben. Anderswo ist es auch nicht besser. Wenn schon, dann sollten die Anderen zu uns kommen. Nur haben „die Anderen“ das gleiche Problem.
Aber da gibt es ja diese kleinen, witzigen Steine. Man könnte sich ihnen anschließen und mit ihnen zu unseren Kirchen wandern. Dann hätte man bereits ein Gesprächsthema.
Und vielleicht macht der Besuch in der Nachbarschaft sogar Spaß? In einigen Gruppen und Kreisen haben wir das ausprobiert. Und es war gut. Es geht nicht darum, das Vertraute aufzugeben. Aber ein klein wenig weniger fremd zu sein in unserem Bereich. Das wäre ein schöner Plan.
Ihre Pfarrerin Bettine Reichelt

„Wenn bei euch ein Fremder in eurem Land lebt …“
3. Mose 19, 33
Haben Sie sie schon einmal entdeckt? Sie liegen irgendwo am Strand, an einem Café oder auch an unseren Kirchen. Unscheinbar, klein, hübsch bemalt. Auf der Rückseite findet man einen Hinweis, dass man sie fotografieren könne, das Foto im Internet teilen und den Stein an einen neuen Ort ablegen. Die Sachsen-Steine wandern durch das Land. Der Blumen- stein lag vor der Kirche in Rohrbach. Später sah ich ihn vor der Kirchentür in Klinga. Er wandert durch unseren Bereich und lädt uns alle dazu ein, das ebenfalls zu tun. Wenn wir diesen Spuren folgen, merken wir vielleicht, wie nah wir uns sind – und wie fremd. Oft genug wurde mir in den letzten Wochen und Monaten gesagt: In … war ich noch nie. Oder man fragt nach dem Gottesdienst: Wer war denn das? Den / die habe ich ja noch nie hier gesehen. Wir sind Gäste, ein wenig fremd in unserem eigenen Bereich.
Fremd zu sein ist immer auch verwirrend. Man weiß nicht, wo etwas liegt, sucht vielleicht verzweifelt eine Toilette, kann auf Fragen nach dem Weg keine Antwort geben. Fremd zu sein ist ein Gefühl, das viele gern vermeiden. Die Unsicherheit ist unangenehm.
Je älter man wird, desto seltener erlebt man etwas zum ersten Mal. Kinder und Jugendliche kommen gar nicht darum herum, sich Neuem zustellen. Im Urlaub ist das Neue ein Abenteuer. Das mögen auch die meisten Erwachsenen. Aber zu Hause? Sollte es da nicht so bleiben, wie es war? Dort fühlt man sich sicher, kann mitbestimmen, kennt sich aus. Es verleiht eine gewisse Macht, nicht fremd zu sein, die Abläufe zu ken- nen, die Wege zu wissen. Diese wenn auch vielleicht nur kleine Macht kann man durchaus nutzen – und vielleicht auch ausnutzen.
Es ist nur natürlich, dass wir uns da- vor schützen, die Tür zuzumachen, im Eigenen und Vertrauten bleiben. Anderswo ist es auch nicht besser. Wenn schon, dann sollten die Anderen zu uns kommen. Nur haben „die Anderen“ das gleiche Problem.
Aber da gibt es ja diese kleinen, witzigen Steine. Man könnte sich ihnen anschließen und mit ihnen zu unseren Kirchen wandern. Dann hätte man bereits ein Gesprächsthema.
Und vielleicht macht der Besuch in der Nachbarschaft sogar Spaß? In einigen Gruppen und Kreisen haben wir das ausprobiert. Und es war gut. Es geht nicht darum, das Vertraute aufzugeben. Aber ein klein wenig weniger fremd zu sein in unserem Bereich. Das wäre ein schöner Plan.
Ihre Pfarrerin Bettine Reichelt